Was geschieht, wenn sich vier Autorinnen treffen, die die Leidenschaft fürs Schreiben und Reisen miteinander teilen? Sie planen eine gemeinsame Buchserie!
Über die Charaktere waren wir uns schnell einig, die Ideen für spannende Geschichten wurden geboren. Es fehlte nur noch der Schauplatz: Eine Nordseeinsel sollte es sein.
Schnell war uns klar, dass eine gemeinsame Reihe besondere örtliche Gegebenheiten braucht – und so erschufen wir „Nortrum“, eine Insel, auf der wir alles fanden, was wir für unsere jeweiligen Geschichten brauchten: Reetgedeckte Häuser, einen Hafen, ein Dorf, einen Surfstrand, Dünen, einen Leuchtturm und jede Menge skurrile Charaktere.
Wir hoffen, dass dir unsere Serie gefällt. Dass du lachen musst und berührt sein wirst, dass du mitfieberst und miträtselst, wohin das alles führen wird.
Jede Geschichte ist ein in sich abgeschlossener Roman, aber es erhöht das Lesevergnügen, wenn du mit dem ersten Teil beginnst.
Nimm also Platz, schnall dich an und lass dich von unseren Geschichten nach Nortrum entführen, eine Insel, wie wir sie uns erträumt haben.
Deine
Karin Lindberg, Stina Jensen, Karin Koenicke und Anne Stevens
Nordisch verliebt
Wiebke hat ständig Fernweh und lässt sich von einem Sehnsuchtsort zum nächsten treiben. Ihre Reisepläne werden über den Haufen geworfen, als ihre Oma sich verletzt und Hilfe braucht. Sofort springt Wiebke auf die nächste Fähre nach Nortrum.
Mit gemischten Gefühlen landet sie auf der kleinen Nordseeinsel, die sie jahrelang gemieden hat. Und tatsächlich begegnet sie ihrer Jugendliebe wieder. Ausgerechnet Thore, der ihr damals das Herz gebrochen hat, ist der Inselarzt, der sich um ihre Oma kümmert. Auch heute noch lässt der Blick aus seinen blauen Augen ihre Knie weich werden.
Um sich von ihren Gefühlen abzulenken, nimmt Wiebke sich Opas alte Fahrradwerkstatt vor und repariert die Fahrräder der Nachbarschaft. Während sie Gerümpel von Brauchbarem trennt, lassen sich endlich auch alte Familienkonflikte klären.
Schnell fühlt sich Wiebke auf Nortrum so heimisch wie in Kindertagen. Und auch Thore und sie kommen sich wieder näher.
Aber Thore hat sie schon einmal enttäuscht. Kann sie ihm wirklich vertrauen?
Erscheint im Sommer 2023.
Leseprobe
Prolog
Die Junihitze hing heiß und drückend wie eine Glocke über Berlin. Das war etwas, woran ich mich nur schwer gewöhnen konnte. Die stickige Luft, der aufgeheizte Asphalt, die schwülen Nächte. Nicht mehr lange, sagte ich mir, und automatisch breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Bald würde ich dem Großstadtmief entkommen, meine Abreise war organisiert – und das wollte etwas heißen, nicht umsonst war mein zweiter Vorname Chaos. Privat zumindest, beruflich hatte ich mir über die Jahre eine gewisse Struktur angewöhnt. Dafür war ich mit Kreativität gesegnet, wegen meiner vielen guten Ideen liebten mich meine Kunden, meistens zumindest. Und ich liebte es, mich bei meiner Arbeit austoben zu können, neue Konzepte zu entwickeln, ohne mich dabei auf ein spezielles Online-Thema festlegen zu müssen. Der größte Vorteil meiner Tätigkeit als Social-Media-Assistentin bestand jedoch darin, dass ich wohnen und arbeiten konnte, wo ich wollte. Kurz gesagt, mein Leben war unstet. Ich war wie eine Pusteblume im Wind. Es wurde schlimmer, je älter ich wurde. Die Abenteurerin in mir wollte die ganze Welt entdecken. Der Kick des Neuen trieb mich immer wieder um in der Hoffnung, in der Ferne doch noch das zu finden, was mich glücklich machte. Gleichzeitig sehnte ich mich danach, irgendwo anzukommen, anstatt immer wieder an Aufbruch zu denken. Aber diesen Ort des Glücks hatte ich für mich leider noch nicht entdeckt…
Während ich den ausschweifenden Ausführungen einer meiner anstrengenden Kundinnen über die Bluetooth-Stöpsel zuhörte, ging ich die letzten drei Blocks bis nach Hause zu Fuß. Zwischen meinen Brüsten lief mir der Schweiß hinab, auf meiner Stirn perlten salzige Tropfen. „Natürlich, Carolin, das mache ich“, antwortete ich meiner Kundin ein wenig atemlos, ehe die Pause im Gespräch zu lang wurde. Ich machte mir eine geistige Notiz, dass ich mir ihr Anliegen zu Hause sofort aufschreiben musste, sonst würde ich es womöglich doch vergessen. „Aber bist du dir auch ganz sicher, dass du den Newsletter wirklich am Sonntagmorgen um halb neun verschicken willst, ich meine, um diese Zeit ist doch niemand wach, die Leute haben Familienprogramm und…“
„Klar bin ich mir sicher, Wiebke, sonst würde ich es dir doch nicht sagen!“, unterbrach sie mich ungeduldig. Ich verkniff mir einen Kommentar. Ich hatte Carolin, die als Influencerin für nachhaltige Kosmetikprodukte eher mittelmäßigen Erfolg hatte, darauf hingewiesen, dass die Auswertung der Statistik kaum eine schlechtere Uhrzeit für ein Mailing ergab als diese. Wenn sie meine Einschätzung nicht teilte, war das ihr Problem. Allerdings wusste ich auch, dass ich mir im Nachhinein ihr Gejammer anhören durfte, wenn die Öffnungsrate mal wieder unterirdisch gewesen war. Mit knirschenden Zähnen überlegte ich, wie ich meinen wirklich gut gemeinten Rat formulieren konnte, damit er bei Carolin hoffentlich auf fruchtbaren Boden fiel. Letztlich wollte ich doch nur sicherstellen, dass es für sie endlich besser lief.
Gerade wollte ich etwas sagen, als mein Telefon mir mit einem Piepen anzeigte, dass noch jemand anrief. Ich verdrehte die Augen. Vermutlich war das eine weitere Kundin, der nach ihrem Feierabend etwas eingefallen war, was sie unbedingt bei mir loswerden wollte. Daran, dass manche Geschäftsfreundinnen glaubten, dass sie vierundzwanzig Stunden meiner Zeit gebucht hätten, hatte ich mich gewöhnt. Was nicht hieß, dass es mir gefiel. „Du, Carolin, bei mir ist es gerade ungünstig, schick mir doch alles per Mail, wie immer. Wir machen es so, wie du es haben willst. Ich muss jetzt leider auflegen, bis dann.“ Ich drückte sie weg und nahm den anderen Anrufer an.
„Hallo?“
„Hallo Mäuschen“, ertönte die Stimmer meiner Mutter am anderen Ende, und ich blieb verdattert stehen. Wenn ich eine moderne Nomadin war, dann war sie ein Turbo-Zugvogel. Wir waren in meiner Kindheit so oft umgezogen, dass ich kaum ein Schuljahr an derselben Schule beendet hatte. Mama rief mich nie an, es sei denn …
„Ist etwas passiert?“, platzte es aus mir heraus, und ich setzte meinen Weg fort – schlechte Nachrichten wollte ich nicht mitten auf der Straße erhalten.
„Wie geht es dir?“, erkundigte sie sich, ohne meine Frage zu beantworten.
Sie klang nicht gerade betrübt, und ich atmete erleichtert aus. Vielleicht wollte sie ja doch nur mal hören, wie es mir ging. Während ich den Wohnblock im Prenzlauer Berg erreichte, in dem ich in den letzten vier Monaten ein Zimmer gemietet hatte, fragte ich mich dennoch, was sie von mir wollte. Es war ungewöhnlich, dass sie unangekündigt anrief. Wenn wir miteinander sprachen, dann vereinbarten wir normalerweise vorher eine Uhrzeit und trafen uns über Facetime. Etwas musste also im Busch sein.
Die Haustür stand offen, ich ging über einen schmalen Flur in den Hinterhof, von wo aus ich meine Erdgeschossbude erreichte und aufschloss. Hier unten war es relativ kühl, wenigstens etwas. Leider hörte man auch die Ratten in den Rohren, wenn es mal regnete und die Biester aus der Kanalisation krochen. Nun, heute sah es nicht nach Regen aus, und meine Tage hier waren sowieso gezählt.
„Mir geht es bestens, ich hatte dir doch per E-Mail geschrieben, dass ich in zwei Wochen nach Buenos Aires fliege, von wo aus ich meine Südamerika-Tour starte.“
Wollte sie mich vielleicht begleiten? Es wäre zwar ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen. Wir hatten solche Trips schon öfter gemeinsam unternommen und verstanden uns gut – bis auf das eine Thema, das sie jetzt garantiert nicht zur Sprache bringen würde. Und ich auch nicht.
„Äh, ja, deswegen melde ich mich“, begann meine Mutter zögerlich, und mir wurde leicht flau im Magen. Da stimmte also doch was nicht.
„Mama? Was ist los?“, hakte ich nach.
„Ich wollte fragen, ob du nach Nortrum fahren kannst, um Oma zu helfen.“
Ich runzelte die Stirn. „Wieso das denn?“
Klar, ich hatte meine Oma schon eine Weile nicht besucht, aber das hatte gute Gründe – ich mied die kleine Nordseeinsel wie ein echter Fischkopp die Südsee. Oma und ich trafen uns regelmäßig, aber nicht auf Nortrum. Glücklicherweise war meine Oma für ihre Fünfundsiebzig fit und verreiste sehr gern. Zuletzt hatten wir uns im Januar für vier Wochen in Lissabon getroffen, wobei sie am Ende der Reise sichtlich erleichtert gewesen war, wieder zurück auf ihre Nordseeinsel zu können. Im Gegensatz zu mir war Oma nicht vor ihrem eigenen Leben auf der Flucht, sie hatte die Zeit in Lissabon sehr genossen. Mein Gewissen regte sich, ich hatte mich in den letzten Wochen nicht so oft gemeldet, wie ich es vielleicht hätte tun sollen …
„Oma ist im Garten auf die Leiter geklettert, sie hat ihren Buchsbaum beschnitten, du weißt schon, das riesige Teil. Frag mich nicht, wieso gerade jetzt, ist auch egal. Sie ist jedenfalls gestürzt.“
„O Gott“, entfuhr es mir, und mein Herz setzte einen Schlag aus. „Geht es ihr gut?“
„Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Und ehe du ausflippst: Es ist halb so wild. Oma hat sich das Schienbein gebrochen und die Schulter verstaucht. Das Blöde an der Sache ist, ich bin gerade nicht im Lande und habe nächste Woche eine Ausstellung, und die kann ich nicht absagen, aber jemand muss natürlich nach Oma schauen und sie unterstützen. Sie hat sich nämlich selbst aus dem Krankenhaus entlassen – stur wie sie ist.“
Ach du Schande. Sie hatte sich selbst entlassen? Das sah Oma ähnlich. Und dass meine Mutter ihre Ausstellung nicht sausen lassen würde, überraschte mich auch nicht. Mama hatte hart dafür gearbeitet, und es war daher nur verständlich, dass sie erst einmal mich kontaktierte. Es stand außer Frage, dass ich sofort packen und losfahren würde. Ich liebte meine Oma und machte mir schreckliche Sorgen. Ich kam nicht mal zum Antworten, denn meine Mutter plapperte weiter. Ein untrügliches Anzeichen dafür, wie aufgewühlt sie war. „Oma kommt zu Hause unmöglich allein klar. Bitte, Wiebke, ich würde dich nicht fragen, wenn ich nicht Verpflichtungen hätte! Außerdem hast du Oma schon seit Ewigkeiten nicht besucht.“
Das stimmte, aber ich hatte viel zu tun gehabt … Ich war allerdings nicht überrascht, dass Mama diese Karte ausspielte, und verzog meine Lippen. „Ach, Mama. Du musst mir kein schlechtes Gewissen einreden. Ich wäre auch so hingefahren. Und wann hast du sie zuletzt besucht?“
Diese kleine Spitze konnte ich mir nicht verkneifen. Meine Mutter war allerdings schlau genug, nicht darauf einzugehen. Wir hatten beide ein eher hitziges Temperament. Wie immer, wenn mir das auffiel, fragte ich mich, was ich wohl von meinem Vater hatte. Nicht jetzt, sagte ich mir und verdrängte die großen Fragen meines Lebens so schnell, wie sie aufgetaucht waren.
„Wunderbar!“, trällerte meine Mutter, hörbar erleichtert. „Ich freue mich, dass du es dir einrichten kannst. Ich habe Oma vorhin auch schon gesagt, dass du kommen wirst. In Südamerika ist es gerade sowieso unerträglich heiß, oder? Ein bisschen frischer Wind an der Nordsee wird dir guttun, Mäuschen.“
Sie hatte meiner Oma schon vor unserem Telefonat gesagt, dass ich kommen würde? Wundervoll. Wie schön, dass auch mit fünfunddreißig immer noch über meinen Kopf hinweg entschieden wurde. Sprachlos verzog ich mein Gesicht, auch wenn ich wusste, dass meine Mama es nicht sehen konnte. Während ich gedanklich schon weiter war und mir bewusstwurde, wohin meine baldige Reise gehen würde, machte sich ein flaues Gefühl in meiner Magengrube breit.
„Also kümmern wir uns mal um die Planänderung“, murmelte ich, um nicht sofort in schmerzhaften Erinnerungen zu versinken, die ich mit Nortrum verband.
Nachdem ich das Telefonat beendet hatte, ließ ich mich stöhnend aufs Bett sinken. Dann suchte ich mir die nächsten Zug- und Fährverbindungen heraus. Mit sieben Klicks hatte ich die Reise zu Oma organisiert.
Gerade wünschte ich mir, dass sich all die Rätsel meines Lebens genauso leicht lösen ließen. Denk nicht an ihn, sagte ich mir.
Aber es war unmöglich, mich nicht an diesen einen Sommer zu erinnern, der alles für mich verändert hatte. Obwohl ich es mit allen Techniken, die ich im Laufe meines Lebens zum Thema Ruhe bewahren gelernt hatte, versuchte, konnte ich nicht verhindern, dass mein Herz wild pochte.
Mit dem Grund, warum ich die kleine Nordseeinsel so vehement mied, musste ich mich jetzt wohl gezwungenermaßen auseinandersetzen. Andererseits würde ich ihn bestimmt nicht rein zufällig wiedersehen. Ich wusste ja nicht einmal, ob er noch dort lebte. Gleichzeitig hatte ich so eine Vorahnung, dass ich das womöglich schneller herausfinden würde, als mir lieb war.
Monika meint
Die Leseprobe macht Lust auf mehr
Brigitte Puchta meint
Oh wie schön da freue mich ich schon sehr darauf.
Ute Anders meint
Ich bin schon sehr gespannt,wie es weiter geht!
Rudiger Pacena meint
ic habe bis jetzt alle Buecher von Dir gelesen .Ein interessanter buchanfang Gruesse Rudi
Carla meint
Ich habe das Buch „Nordisch verliebt“ gestern zu Ende gelesen und bin mal wieder total begeistert. Es ist wieder ein toller Wohlfühlroman geworden und ich freue mich schon sehr darauf die anderen drei Bücher aus dieser Reihe zu lesen.